Wisent-Herde in Wittgenstein soll verkleinert werden

Die Wisent-Herde in Wittgenstein ist viel zu groß. Das ist schon länger bekannt und wurde jetzt nochmal im Kreisausschuss deutlich.

© Wisent-Welt-Wittgenstein e.V. (Archivfoto)

Die Herde soll deshalb jetzt verkleinert werden.

Ende des Jahres über 50 Tiere?

39 Wisente seien es aktuell, so Dr. Ludger Belke vom Kreis-Veterinäramt. Erlaubt sind aber maximal 25 und es könnten noch mehr werden, warnt er. Mindestens sechs Bullen seien derzeit geschlechtsreif. Bis zu 20 neue Kälber könnten demnach dieses Jahr dazukommen und dann würden es von Jahr zu Jahr immer mehr werden.

Herde soll kleiner werden

Doch was dagegen tun? Die Wisente seien mittlerweile eingezäunt, so Umwelt-Dezernent Arno Wied. Das sei wichtig, um die Herde betreuen und gezielt verkleinern zu können - etwa, indem einige Wisente ins Ausland in andere Projekte gebracht werden. Problem, so Dr. Ludger Belke: Die Genetik der Wittgensteiner Wisente sei nicht zweifelsfrei bekannt – ein No-Go, wenn sie mit anderen Artgenossen zusammengebracht werden sollen. Weitere Hürde: NRW ist Seuchengebiet der Blauzungenkrankheit. Bevor die Wittgensteiner Wisente ins Ausland gebracht werden können, müssen sie demnach erst woanders in Deutschland in Quarantäne. Genau das versucht die Kreisverwaltung jetzt.

Rechtliche Probleme

Und das muss schnell gehen. Denn die Wittgenstein-Berleburg'sche Rentkammer hat sich aus dem Vertrag über die Wisent-Herde zurückgezogen. Bis zum Sommer müssen die Wisente also eigentlich von ihren jetzigen Flächen runter. Die gehören nämlich der Rentkammer. Ob das passieren wird und kann? Unklar.

Parallel wird der Kreis Siegen-Wittgenstein von der Umwelt- und Naturschutzorganisation BUND verklagt. Demnach sei das Gatter rechtswidrig, weil die Wisente nach Auffassung des BUND vom Artenschutzrecht der EU streng geschützt sind.

Unklare Besitzfrage

Über all dem schwebt die unklare Besitzfrage. Wem gehören die Wisente und wer ist eigentlich für sie zuständig? Das ist unklar, seit sich der Trägerverein vor anderthalb Jahren zurückgezogen und Insolvenz angemeldet hat. Der Kreis Siegen-Wittgenstein will die Wisente nicht besitzen – zumindest nicht alleine, weil das Projekt einfach viel zu teuer ist. Ähnlich sieht das auch die Stadt Bad Berleburg. Eine neue Trägerstruktur konnte aber bislang nicht gefunden werden. Die Kreisverwaltung fühlt sich hier vom Land NRW im Stich gelassen.

Politik zerstritten

Und was sagen die Politiker im Kreisausschuss? Die Stimmung war gereizt, die Nerven lagen blank. CDU und Grüne sagten gar nichts in der Sitzung. Sie wollten das Thema eigentlich von der Tagesordnung nehmen. Die FDP sagt, die Kreisverwaltung müsse sich in den Verhandlungen über eine neue Trägerstruktur mehr anstrengen. SPD, AfD und Linke hingegen wollen das Projekt endgültig beerdigen.

Doch was genau heißt das? Das ist unklar. Die politischen Debatten werden weitergehen.

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