"Kollegen liefen rum wie im Krieg"

© Bernd Müller

Waren Wachleute in der Burbacher Flüchtlingsunterkunft im Dienst bewaffnet? Wie war das mit den Einträgen im Wachbuch? Wer hat Neulinge eingewiesen? Im sogenannten „Burbach-Prozess“ am Siegener Landgericht hatte die Vorsitzende Richterin Elfriede Dreisbach heute viele Fragen an sechs Männer, die in der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft mal im Sicherheitsdienst tätig waren.

Pfefferspray, Handschellen, Schlagstock: das will kein Zeuge bei den Kollegen gesehen haben. Im Wachcontainer soll Pfefferspray gestanden und ein Schlagstock gelegen haben – insgesamt prägten Erinnerungslücken den heutigen Verhandlungstag. So sehr, dass Oberstaatsanwalt Christian Kuhli einem 28jährigen Siegener vorwarf, das Gericht belogen zu haben. Bei der Polizei soll der ex-Wachmann 2015 ausgesagt haben: „Die Kollegen liefen rum wie im Krieg“. Als der Zeuge dann sagte, er habe niemanden in die Pfanne hauen wollen, wurde er gefragt, ob er mit Angeklagten über seine heutige Aussage gesprochen habe. Die Antwort: Nein.

Neben den ehemaligen Sicherheitsleuten wurde auch ein Der ex-Bewohner befragt. Er sagte aus, dass er zweimal ins das „Problemzimmer“ musste. Einmal nach einem lautstarken Wortwechsel mit seiner Frau im gemeinsamen Zimmer in der Unterkunft. Nach Verlassen des Zimmers seien Wachleute auf ihn gestürmt, hätten ihn erst an die Wand, dann auf den Boden gedrückt und seine Hände auf dem Rücken fixiert. Fünf Minuten will er so gelegen haben. Ein Wachmann, den er selbst nicht erkennen konnte, soll ihm für kurze Zeit einen Fuß ins Gesicht gedrückt haben, so dass er kaum noch Luft bekam. Später habe ihm seine Frau diesen Wachmann gezeigt. Bei einer polizeilichen Vernehmung 2015 hatte er einen der Angeklagten identifiziert und mit diesem Vorfall in Verbindung gebracht.

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