Steckt Siegen in einer Wohnungskrise?
Veröffentlicht: Montag, 01.09.2025 16:49
Bezahlbares Wohnen wird nach Ansicht von Sozialverbänden in Siegen-Wittgenstein zur Herausforderung. Das Bündnis „Wir wollen wohnen!“ fordert eine soziale Wohnungspolitik, um die Krise zu bewältigen.

Am Freitag (29.08.) wurde in Siegen erneut auf die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt hingewiesen. Seit 2021 sind die Mieten in der Stadt Siegen um 16 % gestiegen, wie die Empirica Preisdatenbank zeigt. Die Leerstandsquote liegt mit 1,62 % deutlich unter den empfohlenen 3 %, was auf einen überhitzten Markt hinweist. Eine Studie der NRW.Bank prognostiziert, dass bis 2030 rund 69 % der Sozialwohnungen in Siegen aus der Preisbindung fallen werden. Im gesamten Kreisgebiet wird ein Rückgang von 60 % erwartet.
Felix Dornhöfer vom Paritätischen Siegen-Wittgenstein/Olpe fordert, dass das Thema Wohnen oberste Priorität auf der kommunalpolitischen Agenda erhält. „Wer zur Kommunalwahl antritt, muss konkrete Lösungen für bezahlbares Wohnen präsentieren“, so Dornhöfer.
Forderungen für eine soziale Wohnungspolitik
Marco Karsten vom Deutschen Mieterbund Siegerland und Umgebung e.V. betont die Notwendigkeit eines stärkeren öffentlichen Wohnungsbaus. Kommunen sollten bei Neubauprojekten verbindliche Quoten für Sozialwohnungen festlegen – idealerweise 50 %, um den Verlust auszugleichen. Jens Hunecke von der AWO Siegen-Wittgenstein/Olpe ergänzt, dass eine barrierefreie Quartiersentwicklung essenziell sei, um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Lisa Assing von Alternative Lebensräume hebt die Bedeutung präventiver Maßnahmen gegen Wohnungslosigkeit hervor. Die Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“ konnte bereits über 400 Personen im Kreis unterstützen. Ansätze wie „Housing First“, die unbürokratischen und unbefristeten Wohnraum bereitstellen, seien ebenfalls entscheidend.
Dornhöfer weist zudem auf die wirtschaftlichen Folgen hin: „Hohe Wohnkosten erschweren es Beschäftigten, in der Nähe ihrer Arbeitsstelle zu wohnen, was den Verkehr belastet und die Fachkräftegewinnung behindert. Eine soziale Wohnungspolitik ist daher auch ein Beitrag zur Wirtschaftsförderung.“