Prozessauftakt gegen Siegener Eisdielenbesitzer - Verteidigerin kritisiert Mafia-Vorwürfe scharf
Veröffentlicht: Mittwoch, 05.06.2024 16:34
Vor dem Dortmunder Landgericht startete Mittwoch der Prozess gegen die drei Männer, die in Siegen eine Eisdiele betrieben haben und dort Geld der kalabrischen Mafiaorganisation `Ndrangheta gewaschen haben sollen. Eine Verteidigerin meint, das seien unkonkrete Vorwürfe. Die Angeklagten selbst haben zum Prozessauftakt nichts zu den Vorwürfen gesagt. Ein Urteil gibt es frühestens Ende August.

Ein Jahr nach der bundesweiten Razzia gegen die kalabrische Mafia hat vor dem Dortmunder Landgericht der Prozess gegen drei Männer begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung im Ausland sowie Geldwäsche vor. Die 26 bis 39 Jahre alten Italiener sollen in Siegen die Eisdiele "Al Teatro" in der Siegener Unterstadt beim Scheinerplatz betrieben haben. Laut Anklage soll dort Drogengeld der Mafiaorganisation `Ndrangheta gewaschen worden sein.
Ein Hintermann aus Italien soll den Angeklagten Ende 2016 rund 400.000 Euro zur Verfügung gestellt haben, die angeblich aus Drogengeschäften stammten. Aus dem laufenden Betrieb der Eisdiele soll später Geld zurück nach Italien geflossen sein - dann in den legalen Wirtschaftskreislauf.
Die Staatsanwaltschaft ist außerdem davon überzeugt, dass die Siegener Eisdiele «Al Teatro» als Rückzugsort für die `Ndrangheta in Nordrhein-Westfalen diente. Regelmäßig hätten hier Männer Unterschlupf und einen Job gefunden, heißt es in der Anklageschrift.
Verteidigerin: "Unkonkrete Vorwürfe"
Eine der Verteidigerinnen kritisierte die Anklageschrift scharf. Die Staatsanwaltschaft erhebe lediglich pauschale und unkonkrete Vorwürfe, erklärt sie. Und: «Es wird nicht genau beschrieben, was die Angeklagten zu welchem Zeitpunkt getan haben sollen.» Damit würde es den Männern unmöglich gemacht, sich zu verteidigen.
Die Angeklagten selbst möchten sich zum Prozessauftakt nicht zu den Vorwürfen äußern.
Mögliche Gefängnisstrafe
Folgt das Gericht der Anklage Staatsanwaltschaft jedoch, droht den Männern bis zu zehn Jahre Gefängnis, erklärt die Pressesprecherin des Landgerichts Dortmund Nesrin Öcal im Gespräch mit Radio Siegen:
Urteil frühestens Ende August
Es wird noch mehrere Verhandlungstage geben - Das Gericht hat bis zum 30. August Termine angesetzt. Mit einem Urteil kann dementsprechend frühestens dann gerechnet werden.
Der Prozess wird in Dortmund verhandelt, weil die dortige Staatsschutzkammer auch für die Stadt Siegen zuständig ist.