Lokführer angeklagt
Veröffentlicht: Freitag, 18.09.2020 07:04

Gegen einen Lokführer beginnt nach einem vermeintlichen Gullydeckel-Anschlag auf eine Regionalbahn heute der Prozess wegen Vortäuschens einer Straftat. Vor dem Amtsgericht in Bad Berleburg sollen heute auch Zeugen angehört werden. Der heute 50jährige soll im April 2019 einen unbesetzten Zug in eine von ihm selbst konstruierte Falle aus Gullydeckeln gesteuert haben, die er zuvor an einer Brücke angebracht habe. Bei dem spektakulären Vorfall in der Nähe von Raumland waren die Ermittler zunächst von einem versuchten Mordanschlag ausgegangen.
An einem Seil baumelten zwei Gullydeckel von der Brücke und krachten frontal in den Zug. Sie verursachten in dem Regionalzug der Hessischen Landesbahn ein großes Loch in der Windschutzscheibe des Führerstands. Verletzt wurde niemand. Der Lokführer hatte angeben, sich weggeduckt zu haben. Er war ohne Fahrgäste unterwegs. Später wurden DNA-Spuren des Lokführers an der Seilkonstruktion festgestellt. Der Mann geriet überraschend unter Verdacht, die Attacke selbst inszeniert haben. Damit habe er gefährlich in den Bahnverkehr eingegriffen. Der Mann bestreitet die Vorwürfe. Die Anklage der Staatsanwaltschaft Siegen stütze sich auf Indizien, sagte Gerichtssprecher Dr. Sebastian Merk im Radio-Siegen-Interview.
Bei einer Wohnungsdurchsuchung waren Ermittler auf Schneidewerkzeug, Handschuhe sowie ganz ähnliche Knoten wie an der Gullydeckel-Konstruktion am Brückengeländer gestoßen. Das Motiv für das mutmaßliche Vorgehen war bislang ein Rätsel geblieben. Neben 14 Zeugen sollen auch zwei Gutachter gehört werden. Kommenden Freitag soll die Verhandlung weitergehen, am 2. Oktober könnte das Urteil verkündet werden. Dem Angeklagten droht eine Strafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Haft.