Gefahr durch Elterntaxis: NRW-Schulstart unter Beobachtung
Veröffentlicht: Freitag, 22.08.2025 10:05
Mit dem Schulstart in NRW kehrt ein altbekanntes Problem zurück: Elterntaxis. Warum sie gefährlich sind, welche Sorgen Eltern haben und wie die Situation entschärft werden kann.

Mit dem Start des neuen Schuljahres 2025/26 in Nordrhein-Westfalen rückt ein altbekanntes Problem wieder in den Mittelpunkt: Elterntaxis. Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule – aus Sorge um deren Sicherheit, aus Zeitdruck oder schlicht aus Bequemlichkeit. Doch diese Praxis sorgt regelmäßig für chaotische und gefährliche Situationen vor den Schulen.
"Kinder im Grundschulalter können Gefahren im Straßenverkehr oft noch nicht richtig einschätzen", erklärt Thomas Müther vom ADAC. "Wenn sie direkt vom Auto auf die Straße steigen oder zwischen parkenden Fahrzeugen die Fahrbahn überqueren, wird es besonders kritisch. Elterntaxis verdecken häufig die Sicht auf den Verkehr, und heranfahrende Autos sehen die Kinder erst spät." Diese gefährlichen Situationen sind keine Seltenheit und stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit der Kinder dar.

Elternhaltestellen als Lösung?
Um die Situation zu entschärfen, fordert der ADAC die Einrichtung von sogenannten Elternhaltestellen. Diese Zonen, die etwas abseits der Schule eingerichtet werden, ermöglichen es Eltern, ihre Kinder sicher aussteigen zu lassen. "Wenn diese Haltestellen genutzt werden, legen die Kinder die letzten Meter zur Schule zu Fuß zurück. Das entspannt die Lage vor den Schulen erheblich", so Müther.
Noch besser sei es jedoch, wenn Kinder den Schulweg komplett ohne Elterntaxi bewältigen. "Studien zeigen, dass Kinder, die zu Fuß zur Schule gehen, nicht nur fitter sind, sondern auch konzentrierter im Unterricht. Zudem fördert der gemeinsame Schulweg mit anderen Kindern das Sozialverhalten", betont Müther. Der ADAC plädiert daher dafür, dass Kinder - wenn möglich - den täglichen Schulweg eigenständig zurücklegen.
Warum Eltern trotzdem fahren
Doch warum setzen so viele Eltern trotz der bekannten Risiken auf das Elterntaxi? Laut einer ADAC-Umfrage empfinden nur 50 Prozent der Eltern in NRW den Schulweg ihrer Kinder als sicher. Die größten Sorgen bereiten unachtsame Verkehrsteilnehmer, zu schnelles Fahren und potenzielle Gefahren durch Fremde. Etwa ein Viertel der Eltern befürchtet, dass ihr Kind den Schulweg nicht richtig einschätzen kann oder nicht aufpasst.
Interessanterweise sehen 40 Prozent der Eltern, die selbst als Elterntaxi unterwegs sind, ihr Verhalten kritisch. Dennoch greifen sie aus Gründen wie Zeitdruck, schlechtem Wetter oder Bequemlichkeit weiterhin auf das Auto zurück. "Viele Eltern wissen, dass sie mit dem Elterntaxi die Situation vor den Schulen verschärfen, ändern aber nichts daran", so Müther.
Initiativen für mehr Sicherheit
Um das Chaos vor den Schulen zu reduzieren, setzen viele Kommunen auf Maßnahmen wie Bringzonen und Schulstraßen. Bringzonen, also Elternhaltestellen, werden von 60 Prozent der Eltern in NRW als nützlich bewertet. Schulstraßen, die während der Stoßzeiten für Autos gesperrt werden, finden bei 55 % Zustimmung.
"Diese Maßnahmen sind ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Müther. "Doch langfristig sollten wir darauf hinarbeiten, dass Kinder ihren Schulweg sicher und selbstständig bewältigen können." Der ADAC betont, dass dies nicht nur die Verkehrssicherheit erhöht, sondern auch die Entwicklung der Kinder positiv beeinflusst.
Autor: Joachim Schultheis