Nach über 40 Jahren: YOGTZE-Fall aus Anzhausen geklärt

Neue Erkenntnisse im mysteriösen YOGTZE-Fall aus Anzhausen - die Polizei schließt ein Verbrechen nach über 40 Jahren aus und geht von einem selbstverschuldeten Unfall aus. Der Fall hatte 1984 bundesweit Schlagzeilen gemacht.

© Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein / Polizei Hagen

Nach über 40 Jahren haben Ermittlungen der Polizei nun zu einer neuen Faktenlage hinsichtlich des Todes von Günter Stoll aus Anzhausen geführt.

Neue Erkenntnisse

Der Fall galt über Jahrzehnte hinweg als ungelöst und wurde zuletzt als sogenannter Cold Case (MK Stoll) bearbeitet. Während frühere Ermittlungen und Gutachten lange Zeit von einem Verbrechen ausgingen, ermöglichen neue Auswertungen nun eine genauere Beurteilung der Ereignisse. Weder die Spurenlage noch Zeugenaussagen konnten letztlich eine Fremdeinwirkung bestätigen. Stattdessen sprechen die aktuellen Erkenntnisse für einen selbstverschuldeten Verkehrsunfall, schreiben Polizei und Staatsanwaltschaft jetzt nach über 40 Jahren in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Bundesweite Aufmerksamkeit

Der Fall zählte bisher zu den bekanntesten ungelösten Todesfällen der deutschen Kriminalgeschichte und erlangte durch eine Ausstrahlung in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" im Jahr 1985 große mediale Aufmerksamkeit.

Jahrzehntelanges Rätsel

Über Jahrzehnte hinweg wurden in der Öffentlichkeit verschiedene Theorien um den Tod des Mannes aus Anzhausen diskutiert, insbesondere zur Bedeutung des rätselhaften Wortes "YOGTZE", das Stoll nach Aussage seiner Ehefrau kurz vor seinem Tod auf einen Zettel geschrieben haben soll. Hierzu gingen auch regelmäßig Hinweise bei der Polizei ein. Bis heute konnte die Bedeutung des Wortes nicht geklärt werden.

Auffälliges Verhalten vor Tod

Günter Stoll, ein 34-jähriger Lebensmitteltechniker aus Anzhausen, zeigte in den Stunden vor seinem Tod auffälliges Verhalten. Er äußerte gegenüber seiner Frau die Befürchtung, dass ihm jemand etwas antun wolle, und verließ schließlich am Abend des 25. Oktober 1984 das gemeinsame Wohnhaus. Kurze Zeit wurde er in einer Gaststätte beobachtet, wo er ohne erkennbaren Grund zu Boden fiel. Kurz darauf suchte er eine Bekannte auf, die ihn nicht in ihre Wohnung ließ. Wenige Stunden später wurde er mitten in der Nacht schwer verletzt und unbekleidet auf dem Beifahrersitz in seinem eigenen Fahrzeug auf der A45 nahe der Anschlussstelle "Hagen-Süd" durch zwei LKW-Fahrer aufgefunden. Er erlag kurze Zeit später seinen Verletzungen in einem Hagener Krankenhaus.

Nach über 40 Jahren: Doch kein Tötungsdelikt

Neue Untersuchungen zeigen, dass Stoll nicht Opfer eines Tötungsdelikts wurde. Er litt unter Depressionen und befand sich kurz vor seinem Tod sehr wahrscheinlich in einem psychischen Ausnahmezustand, der sein auffälliges Verhalten an diesem Abend plausibel macht. Der tödliche Vorfall ereignete sich, als er von der Fahrbahn der Autobahn abkam und ungebremst mit seinem Fahrzeug in einer Böschung gegen einen Baum fuhr. Zum Unfallzeitpunkt war Günter Stoll nicht angeschnallt. Die Tatsache, dass er unbekleidet war, ist sehr wahrscheinlich ebenfalls auf seine psychische Verfassung zurückzuführen.

Was bedeutet "YOGTZE"?

Staatsanwaltschaft und Polizei schließen im Ergebnis damit ein Verbrechen aus und gehen von einem Verkehrsunfall ohne Fremdeinwirkung aus. Die Bedeutung des Wortes "YOGTZE" wird dabei als nicht relevant für den Geschehensablauf bzw. die Todesursache eingestuft.

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