Siegerländer Metallindustrie

Die Corona-Pandemie erhöht die Kurzarbeit und bremst die Auftragslage im Export: viele Betriebe der Metallindustrie in Siegen-Wittgenstein beurteilen ihre Geschäftslage aktuell deutlich schlechter als Ende 2019.

© Roland Abel

Die Corona-Pandemie trifft auch die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage des Verbands der Siegerländer Metallindustriellen vom Jahresende 2020. Diesmal haben sich rund ein Drittel der Mitgliedsunternehmen an der Umfrage beteiligt. Sie beurteilten ihre Geschäftslage deutlich schlechter als noch 2019. Während die Mehrheit der Befragten (62 Prozent) 2019 die Geschäftslage noch als „befriedigend“ angesehen hat, waren es diesmal lediglich 35 Prozent. Gaben in 2019 noch 15 Prozent der Befragten an, dass die aktuelle Geschäftslage „schlecht“ sei, so antworteten dies in der aktuellen Umfrage 39 Prozent. Lediglich 26 Prozent antworteten mit „gut“; 2019 war der Anteil mit 23 Prozent ähnlich. Eine vergleichbare Entwicklung ergibt sich bei den Geschäftserwartungen für die ersten sechs Monate des gerade begonnenen Jahres 2021. Lediglich 13 Prozent der Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, erwarten für die nächsten sechs Monate eine bessere Geschäftsentwicklung. 47 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung aus und 41 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Verglichen mit den Ergebnissen von 2019 (54 Prozent: gleichbleibende Geschäftsentwicklung; 31 Prozent: schlechtere Geschäftsentwicklung) zeigen die Antworten einen deutlichen Trend ins Negative. „Dieser Trend ins Negative wird noch deutlicher, wenn wir den Blick auf die Auftragslage und die entsprechenden Erwartungen für 2021 richten“, unterstreicht Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer des VdSM. Bei den Auftragseingängen aus dem Ausland ist im Vergleich zu 2019 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. So gaben 2019 gerade einmal 23 Prozent an, dass die Auftragslage im Export „schlecht“ ist, aktuell sind es mit 56 Prozent mehr als die Hälfte. Bei der Einschätzung „befriedigend“ ist es genau umgekehrt. Hier gaben 2019 58 Prozent an, dass der Auftragseingang aus dem Ausland „befriedigend“ ist, 2020 antworteten dies 25 Prozent, d.h. nur noch ein Viertel der Befragten. Bei den Inlandsaufträgen ist im Vergleich zu 2019 ebenfalls eine Tendenz ins Negative zu erkennen, wenngleich diese nicht so deutlich ausfällt wie bei der Export-Auftragslage. Antworteten 2019 54 Prozent mit „befriedigend“ sind es aktuell nur noch 38 Prozent. Weiterhin hat sich der Anteil derer erhöht, die die aktuelle Auftragslage im Inlandsgeschäft mit „schlecht“ einschätzen. 2019 gaben dies 23 Prozent an. Aktuell sind es 34 Prozent. Bei den Erwartungen zur Auftragslage in den ersten sechs Monaten des gerade begonnenen Jahres 2021 gehen 41 Prozent der Befragten von einer Verschlechterung aus, bei den Auslandsorders sind es 25 Prozent. Die bislang genannten Indikatoren wirken sich auch auf die aktuelle Ertragslage und die Erwartungshaltung der Unternehmen für 2021 aus. Dabei ist der Anteil derer, die ihre aktuelle Ertragslage mit „schlecht“ bewerten, verglichen mit den Werten des Vorjahres, noch einmal um 5 Prozent gestiegen (2020: 47 Prozent, 2019: 42 Prozent). Lediglich 31 Prozent antworteten mit „befriedigend“. 2019 waren das noch 46 Prozent. Die Ertragserwartungen für die nächsten sechs Monate sind noch zurückhaltender. 41 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verschlechterung. 2019 lag dieser Wert noch bei lediglich 27 Prozent. 41 Prozent der Unternehmen wollen im 1. Halbjahr 2021 keine personellen Veränderungen vornehmen. 9 Prozent planen Neueinstellungen, 21 Prozent hingegen Personalabbau. Mit Kurzarbeit in den nächsten sechs Monaten rechnen 65 Prozent; in den vergangenen sechs Monaten lag der Anteil derer bereits bei 62 Prozent. Bei den Ausbildungsplätzen wollen 77 Prozent der Befragten aktuell keine Veränderungen vornehmen und ihre Angebote auch in 2021 aufrechterhalten. Die Ausbildungsplätze reduzieren wollen 23 Prozent. Mehr Ausbildungsplätze anzubieten plant derzeit keines der befragten Unternehmen – im vergangenen Jahr lag der Anteil derer, die von einer Zunahme bei den Ausbildungsplätzen ausging noch bei 6 Prozent. Im Vergleich zur letzten Umfrage haben sich die Angaben zu den Investitionen, insbesondere im Inland, stark verändert. Die Investitionsbereitschaft ist im Zuge der andauernden Corona-Pandemie stark gesunken. Während 2019 28 Prozent von „sinkenden“ Investitionen ausging, sind es in der aktuellen Umfrage schon 41 Prozent. Von gleichbleibenden Investitionen gehen 44 Prozent aus, von steigenden Investitionen 16 Prozent. „Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben auch die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Siegen-Wittgenstein hart erwischt. Es wird lange dauern, bis wir wieder das wirtschaftliche Vorkrisenniveau erreicht haben werden“, kommentiert Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal, Vorsitzender des Verbandes der Siegerländer Metallindustriellen e.V., die Ergebnisse der Konjunkturumfrage. Dies gelte umso mehr, da bereits 2019 eine deutliche Abschwächung der konjunkturellen Entwicklung festzustellen war. „Wir sind also nicht aus einer Position der Stärke in den Lockdown gegangen.“ „Die durch die Folgen der Pandemie bedingte negative Konjunkturentwicklung muss auch bei den laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie berücksichtigt werden“, appelliert Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer des VdSM. Es ist absolut nicht nachvollziehbar, dass die IG Metall in dieser Situation Forderungen stellt, die den Unternehmen zusätzliche Kostenbelastungen aufbürden würden. „Die Unternehmen tun derzeit alles, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – trotz der massiven Einbrüche – in einer zunehmend schwierigeren Wirtschaftslage zu halten. Zusätzliche Kostenbelastungen wären hier kontraproduktiv.“  Mit Blick auf die laufende Tarifrunde warnt der Verbandsgeschäftsführer deshalb davor, bei den Beschäftigten falsche Erwartungen zu wecken. „Selbst wenn die Gewerkschaft Beschäftigungssicherung in den Vordergrund ihrer Tarifpolitik stellt, würde eine auch nur annähernde Umsetzung des Förderungsvolumens von vier Prozent viele Arbeitsplätze kosten“, erläutert Dr. Thorsten Doublet. „Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass der wirtschaftliche Erholungsprozess in den Unternehmen, die für 2021 eine verbesserte Auftragslage erwarten, einen erheblichen Dämpfer erleidet“, sagt er. 


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