"Burbach-Prozess"

Die Erste Große Strafkammer des Siegener Landgerichts hat vier Männer, die mal in der Flüchtlingsunterkunft in Burbach gearbeitet haben, wegen Freiheitsberaubung zu Geldstrafen verurteilt.

Nach zweieinhalb Jahren und 73 Verhandlungstagen ist Schluss: am Siegener Landgericht ist am Mittwoch der „Burbach-Prozess“ zu Ende gegangen. Vier Männer sind wegen Freiheitsberaubung verurteilt worden. Sie müssen Geldstrafen zwischen 900 und 3 500 Euro zahlen. Im Jahr 2014 hatten Bilder aus der Notaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der ehemaligen Siegerlandkaserne in Burbach weltweit Entsetzen ausgelöst. Zu sehen waren unter anderem Wachleute, die einen Geflüchteten demütigen, indem sie ihn zwingen, sich auf eine Matratze mit Erbrochenem zu legen. So kam raus, dass in Burbach Flüchtlinge in so genannte "Problemzimmer" gesperrt wurden, wenn sie auf dem Zimmer geraucht hatten, Alkohol getrunken oder sich geprügelt hatten. Es gab viele Konflikte, bei zeitweise mehr als 1000 Flüchtlingen in der Kaserne. Wachleute und Betreuer waren mit der Situation überfordert – schlossen Bewohner über Stunden ein. Das war Freiheitsberaubung und dafür sind die vier Angeklagten nun verurteilt worden - in insgesamt neun Fällen. Bei weiteren Tatvorwürfen gab es Freisprüche. Zugunsten der Angeklagten hat die Kammer berücksichtigt, dass alle vier geständig waren und die Geschehnisse in Burbach schon lange zurück liegen. Die Beschäftigten in Burbach seien in die Situation hineingeschlittert, hätten keine Aus- oder Fortbildung zum Umgang mit Geflüchteten bekommen. „Alle, die in Burbach waren, waren auf sich gestellt“, so Vorsitzende Richterin Elfriede Dreisbach. Einer großen Zahl von zum Teil traumatisierten Flüchtlingen hätten pro Schicht nur wenige Wachleute und Sozialbetreuer gegenübergestanden. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Es sind noch acht weitere Anklagen offen - noch steht nicht fest, wann sie verhandelt werden. Außerdem muss das Landgericht Siegen einen Fall neu aufrollen, der vom BGH nach Siegen zurück verwiesen worden war.

Weitere Meldungen